Drei ähnliche Arten - Euphorbia jansenvillensis, nesemannii und tubiglans

Three similar species - Euphorbia jansenvillensis, nesemannii and tubiglans

 

 

Die Ostkap- und Westkap-Provinz Südafrikas sind Heimat dieser drei Arten. In Sammlungen werden sie häufig verwechselt, denn sie haben viele Eigenschaften gemeinsam.

-          Sie sind Mitglieder der Gruppe um E. obesa/mammillaris (Jacobsens Gruppen 18/19) und sehen sich recht ähnlich.

-          Sie bilden 4- oder 5-kantige, fingerdicke, dunkel- bis graugrüne Triebe mit winzigen, bald vergänglichen Blättchen.

-          Sie sind zweihäusig. Es gibt also Pflanzen rein männlichen und rein weiblichen Geschlechts.

-          Die Cyathien erscheinen einzeln. Nach der Blüte verholzen die Cyathienstiele nicht zu Dornen, sondern welken und fallen ab.

-          Die Pflanzen werden etwa 10 bis 15 cm groß.

Bei all diesen Gemeinsamkeiten gibt es aber auch Unterschiede, auf die hier noch eingegangen werden soll.

The Eastern Cape and the Western Cape Provinces in South Africa are home to these three species. In collections they often get mixed up as they have many features in common.

-          They are all members of the E.obesa/mammillaris group (Jacobsen's groups 18/19) and look very similar.

-          They form 4- or 5-angled, dark green to blue-green stems as broad as a finger, with small rudimentary leaves which drop early.

-          They are dioecious - all male flowers or all female flowers on separate plants.

-          The Cyathia appear singularly. After flowering the cyathia stems do not turn into persistent woody structures, but wither and fall off.

-          The plants reach a size of approx. 10 to 15 cm tall.

But with all these similarities there are also differences which will be discussed.

 

Euphorbia jansenvillensis Nel

Erstbeschreibung: G.C. Nel 1935, Jahrb. Deutsch. Kakt.-Ges. 1: 32-33.

Gefunden wurde wie Pflanze 1932 von J. A. van Zyl le Roux am Stadtrand von Jansenville (Große Karoo) im Schutze einer E. coerulescens. Ein weiteres Verbreitungsgebiet der Art ist Uitehage District, 3 km von Kleinpoort an der Steytlerville Road.

Aus Samen gezogene Pflanzen von E. jansenvillensis bilden einen kleinen, halb unterirdischen Hauptstamm mit normalen, faserigen Wurzeln. Aus dem Hauptstamm entspringen etwa 15 cm lange, anfangs mehr oder weniger aufrecht wachsende Äste, die  ca. 1,5 cm dick werden, sich wiederholt verzweigen und sich wegen ihrer dünnen Hälse im Alter meist niederlegen. Erwachsene Exemplare bilden lange, dünne Rhizome, aus denen, wenn sie an die Oberfläche treten, in einiger Entfernung von der Mutterpflanze neue Pflänzchen entstehen. Auch eine Stecklingspflanze erreicht diese typische Wuchform, wenn von einem kleineren Steckling ausgegangen wird, der tiefer im Substrat eingesenkt wird.

Euphorbia jansenvillensis Nel

First publication: G.C.Nel 1935, Jahrb. Deutsch. Kakt.-Ges. 1: 32-33.

The plant was found in 1932 by A. J. van Zyl le Roux at the outskirts of Jansenville (Great Karoo), growing under protection of an E. coerulescens. Further distribution is the Uitenhage District, 3 km from Kleinpoort on the Steydtlerville road.

Plants grown from seed of E. jansenvillensis form a small, partially underground main stem with normal fibrous roots. From the main stem grow at first more or less upright stems approx. 15 cm long and 1,5 cm thick, branching repeatedly and later become decumbent due to their thin necks. Adult plants form long, thin rhizomes which form new plants where they emerge at the surface, quite a considerable distance away from the mother plant.

Also plants propagated from cuttings show this typical habit if it is started from a smallish cutting planted deeper in the soil.

 

Abb. 1: Eine Form von E. jansenvillensis, die vorwiegend von der Basis verzweigt.

Fig. 1: A form of E. jansenvillensis branching mainly from the base.

Abb. 2: Andere E. jansenvillensis verzweigen wiederholt nahe den Triebenden.

Fig. 2: Other forms of E. jansenvillensis branch repeatedly near the apex.

Abb. 3: Trieb einer männlichen E. jansenvillensis mit Cyathien.

Fig. 3: Branch of a male E. jansenvillensis with cyathia.

Abb. 4: Wenn die Rhizome von E. jansenvillensis die Erdoberfläche erreichen, bilden sie neue Pflanzen.

Fig. 4: When rhizomes of E. jansenvillensis reach the soil surface, they form new plants.

 

Euphorbia nesemannii Dyer

Erstbeschreibung: R.A. Dyer 1934, Kew Bull. 1934: 267-268.

Diese Pflanze ist nach A. Nesemann benannt, der sie 1930 an mehreren Stellen nahe dem Ort Robertson aufsammelte. Als weiteres Verbreitungsgebiet ist das Worcester Veld Reserve nahe Worcester bekannt.

Von dem von Dyer beschriebenen Typus weichen die in Kultur befindlichen Pflanzen in einigen Eigenschaften ab und stellen so vermutlich sie nur eine Form der recht variablen E. nesemannii dar. Laut Dyer werden die Äste 6- bis 14-kantig, bis 40 cm lang und tragen einzelne Dornen. Die Pflanzen in Kultur werden nicht so groß, sind 5- bis 6-kantig und dornenlos.

Auch bei E. nesemannii muss wieder zwischen aus Samen und aus Stecklingen gezogenen Pflanzen unterschieden werden. Aus Samen gezogen bildet die Art einen größeren, unterirdisch liegenden Hauptstamm mit Rübenwurzel, der teils kurze, unterirdische Äste produziert. Alle sichtbaren Äste entspringen auf Bodenniveau und verzweigen dort auch weiter. Verzweigungen weiter oberhalb an der Pflanze gibt es nicht. Die Äste sind dünn gehalst, leicht keulenförmig und mit etwa 3 cm Durchmesser deutlich dicker als bei E. jansenvillensis.

Die typische Wuchsform aus Stecklingen zu erzeugen, gelingt nicht vollständig, da der unterirdische Hauptstamm mit Wurzelrübe nicht ersetzt wird. Anscheinend wirkt sich Licht hemmend bzw. steuernd auf die Verzweigung aus: Der dunkel gehaltene, weil unterirdisch wachsende Hauptstamm verzweigt nach oben, von dort unterirdisch sprießende Äste stoppen ihr Wachstum, sobald sie an die Oberfläche kommen, oberirdische Äste verzweigen nur unter oder nahe der Erde.

Euphorbia nesemannii Dyer

First publication: R.A. Dyer 1934, Kew Bull. 1934: 267-268.

This plant is named after A. Nesemann who collected it in 1930 at various places near Robertson. A further distribution area is known in the Worcester veld Reserve near Worcester.

The plants in cultivation deviate in several characteristics from the type described by Dyer and presumably represent only one form of the very variable E. nesemannii.  According to Dyer the branches can be 6- to 14-sided, up to 40 cm long and carry solitary spines. The plants in cultivation do not reach this size, are 5- to 6-angled and spineless.

Also with E. nesemannii we have to differentiate between seed-grown plants and those grown from cuttings. Plants grown from seed form a larger, subterranean main stem with a tuberous main root which occasionally forms new underground stems. All visible branches arise at ground level and also branch there. No branching takes place higher up. The branches are thin necked, slightly club shaped and with a diameter of about 3 cm clearly thicker than E. jansenvillensis.

It is not entirely possible to attain the typical growth form with plants grown from cuttings, as the subterranean main stem with the tap root does not get reproduced. Seemingly, light influences the branching: the main stem kept in darkness, because it is subterranean, will branch upwards. From there underground growing branches stop their growth as soon as they reach the surface, upper stems only branch underground or close to the surface.

 

Abb. 5: E. nesemannii bildet im Alter dichte Klumpen.

Fig. 5: E.nesemannii is forming dense clumps with age.

Abb. 6: Die Triebe von nesemannii wirken typischerweise gedrungen und untersetzt.

Fig. 6: The branches of E. nesemannii are typically squat and thickset.

Abb. 7: Unterirdische Triebe von E. nesemannii stoppen ihren Wuchs, sobald sie an die Oberfläche kommen und verzweigen dann auf Bodenniveau.

Fig. 7: Subterraneous shoots of E. nesemannii stop their growth as soon as they surface and then branch at soil level.

Abb. 8: Cyathien einer weiblichen E. nesemannii

Fig. 8: Cyathia of a female E. nesemannii.

 

Euphorbia tubiglans Marloth

Erstbeschreibung: R. Marloth ex R.A. Dyer 1934, Kew Bull. 1934: 268-269.

Der Artname bezieht sich auf die röhrenförmigen (tubi-) Nektardrüsen (-glans) der Cyathien. Gefunden wurde die Art 1930 von H. Herre bei Steytlerville. Als weitere Verbreitungsgebiete sind genannt: Jansenville District, nahe Klipplaat; Uitehage Dist., 3 km von Kleinpoort an der Steytlerville Road (wie E. jansenvillensis); Swellendam Distr., Angora, nahe Bonnievale; Ladismith Distr., nahe Lemoenshoek und Garcia Pass; Robertson Distr., nahe Robertson (wie E. jansenvillensis).

Die Pflanzen bilden einen zylindrischen, unterirdischen Hauptstamm, der in eine rübenförmige Wurzel übergeht. Aus dem anfangs weichen, später hart vernarbten Hauptstamm sprießen am oberen Ende meist nicht mehr als 5 aufrechte, 5-kantige Äste. Diese Äste sind stark und abrupt gehalst, stets unverzweigt und bei einem Durchmesser von 1,5 bis 2 cm am natürlichen Standort kaum größer als 8 cm, in Kultur jedoch häufig länger. Soweit zur typischen Wuchsform der aus Samen gezogenen Pflanzen.

Stecklingspflanzen haben wenig Ähnlichkeit damit und wachsen als verlängerte Äste weiter, die später basisnah verzweigen, jedoch keine Rübenwurzel mehr ausbilden. Durch radikale Kürzung des Stecklings und Versetzung des Stumpfes unter die Erdoberfläche lässt sich die natürliche Wuchsform annähernd simulieren.

Euphorbia tubiglans Marloth

First publication: R. Marloth ex R.A. Dyer 1934, Kew Bull. 1934: 268-269.

The species name refers to the tubular (tubi-) nectar glands (-glans) of the cyathia. It was found in 1930 by H. Herre near Steydtlerville. Other known distribution areas are: Jansenville District near Klipplaat; Uitenhage Distr. 3 km from Kleinpoort on the Steydtlerville road (like E. jansenvillensis); Swellendam Distr., Angora, near Bonnievale; Ladismith Distr. near Lemoenhoek and Garcia Pass; Robertson Distr. near Robertson (like E. jansenvillensis).

The plants form a cylindrical, subterranean main stem with a tuberous main root which is a continuation of the body. From the initially soft, later hard and cracked main stem arise usually no more than 5 upright, 5-angled branches. At the base, these branches are abruptly contracted to a slender stalk-like neck, always unbranched and with a diameter of 1,5 to 2 cm rarely longer than 8 cm in habitat, but often longer in cultivation. This is the typical growth habit of seed-grown plants.

Plants grown from cuttings hardly resemble the typical growth form, they continue growth as elongated branches which later branch near the base but do not form a tap root. By radically shortening the cutting and planting it below surface the natural growth form can be somewhat simulated.

 

Abb. 9: E. tubiglans bildet nur wenige Äste.

Fig. 9: E. tubiglans only grows a few branches.

Abb. 10: Die Verzweigung von E. tubiglans erfolgt von einem unterirdischen Hauptstamm, hier ausgegraben.

Fig. 10: The branching of E. tubiglans from the underground main stem, here unearthed.

Abb. 11: Astscheitel einer männliche E. tubiglans in Blüte.

Fig. 11: Apex of a male E. tubiglans, in flower.

Abb. 12: Cyathien einer weiblichen E. tubiglans.

Fig. 12: Cyathia of a female E. tubiglans.

 

 

E. jansenvillensis

E. nesemannii

E. tubiglans

Die mehrfach verzweigenden Äste erscheinen sowohl basisnah und weiter oberhalb an der Planze als auch auf Bodennivau aus langen, dünnen Rhizomen.

Die Äste verzweigen, entspringen aber immer auf Bodenniveau oder darunter.

 

Die Äste entspringen immer dem unterirdischen Hauptstamm und verzweigen nicht.

The repeatedly branching stems occur near the base and higher up on the plant as well as at ground level from long thin rhizomes.

The stems branch, but always rise at ground level or lower.

The stems always rise from the subterraneous main stem and do not branch.

Abb. 13: Schematische Darstellung der Wuchsformen.

Fig. 13: Diagram of growth forms.

 

Die Kultivierung der drei Arten ist gleich und recht einfach. Wegen der Rhizome und Rübenwurzeln benötigen die Pflanzen jedoch ausreichend große Töpfe  und sehr lockere Erde. Der bei den Pflanzen übliche Wuchs- und Blührhythmus ist aus Abb. 14 zu ersehen (Dunkelgrün: Hauptwuchszeit, Dunkelrot: Hauptblütezeit). Die Überwinterung sollte trocken und nicht unter 10°C erfolgen.

Cultivation of these three species is similar and quite easy. Due to the rhizomes and the tap roots the plants need sufficiently large pots and very loose soil. The typical growth and flowering rhythm can be seen in Fig. 14 (dark green: main growing season, dark red: main flowering season). Winter should be dry and not below 10 C.

 

Abb. 14: Wuchs- und Blühzeiten.

Fig. 14: Growth and flowering times.

 

Von tierischen Schadlingen werden die Pflanzen verschont, doch können sie bei zu hoher Luftfeuchtigkeit,  insbesondere in Herbst und Winter, vom Mehltau befallen werden, der dann hässliche Narben an den Scheiteln der Pflanzen hinterlässt.

The plants are not affected by pests but in times of high humidity, especially in autumn and winter, they can get attacked by mildew which leaves ugly scars at the apex.

 

Vorausgesetzt, dass je ein männliches und weibliches Exemplar zur Verfügung stehen, lassen sich die drei Arten gut mit Hilfe eines Pinsels bestäuben und setzten willig Früchten an. Die Samen keimen in Schüben innerhalb von 5 Wochen und die Sämlinge entwickeln sich zügig. Die später unterirdischen Hauptstämme entstehen natürlich erst oberirdisch und senken sich im Laufe der Zeit ab, können aber auch, um die Entwicklung der natürlichen Wuchsform zu beschleunigen, beim Umtopfen tiefer im Substrat versenkt werden.

Provided a male and a female plant are available, all three species can easily be pollinated with the aid of a paint brush and they set seed readily. The seeds germinate in thrusts within 5 weeks and the seedlings develop fast. The future underground main stems develop above ground at first and retract over time, but to speed up the development of the natural growth form they can be planted deeper when repotting.

 

Abb. 15: Die Samen von E. tubiglans weisen eine mittleren Länge von 2,9 mm auf. Die Samen von E. jansenvillensis und nesemannii sind sehr ähnlich.

Fig.15: The seeds of E. tubiglans have an average length of 2,9 mm.

The seeds of E. jansenvillensis and E. nesemannii are similar.

Abb. 16: Sämling von E. jansenvillensis.

Fig. 16: E. jansenvillensis seedling.

Abb. 17: Sämling von E. tubiglans mit noch oberirdischem Hauptstamm.

Fig. 17: Seedlings of E. tubiglans with the main stem still above ground.

 

E. jansenvillensis und nesemannii hybridisieren sehr leicht miteinander. Die entstehenden Sämlinge zeigen eine Wuchsform, die zwischen denen der Elternpflanzen liegt: Der Hauptstamm ist zylindrisch verlängert, die Äste sind so dick wie bei E. nesemannii, entstehen wie bei E. jansenvillensis jedoch auch weiter oben an der Pflanze. Eine Hybridisierung von E. tubiglans mit E. nesemannii oder jansenvillensis konnte nicht beobachtet werden.

E. jansenvillensis and E. nesemannii hybridise easily. The resulting seedlings show a form intermediate between the parents: The main stem is cylindrically elongated, the branches are thick as in E. nesemannii but rise, as in E. jansenvillensis, also from the upper parts of the plant. Hybridisation of E. tubiglans with E. nesemannii or E. jansenvillensis has not be observed.

 

Abb. 18: Hybride von E. jansenvillensis und nesemannii.

Fig. 18: E. jansenvillensis X nesemannii hybrid.

 

 

 

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